Warum Politik keine Probleme löst – Und warum mehr Staat die Freiheit des Souveräns zerstört

Warum Politik keine Probleme löst –   Und warum mehr Staat die Freiheit des Souveräns zerstört

1. Politik stabilisiert, sie löst nicht

Politik hat in der Geschichte noch nie Probleme gelöst. Nicht, weil Politiker versagen, sondern weil Politik gar nicht dafür geschaffen ist. Ihr eigentlicher Zweck ist nicht, Ursachen zu beseitigen, sondern das bestehende System zu stabilisieren.Politik verwaltet Macht, Interessen und Strukturen – sie schützt Ordnung, nicht Veränderung. Ihr Ziel ist Stabilität, nicht Wahrheit. Darum schützt Politik nicht den Menschen, sondern die Mechanik, in der er funktioniert.Sie schützt den

  • wirtschaftlichen Status quo,
  • die bestehenden Machtverhältnisse,
  • die gesellschaftliche Ordnung,
  • den nationalen Rahmen (eingeschränkt)
  • und vor allem die Illusion von Kontrolle.¹

2. Politik folgt Interessen – nicht dem Volk

Politik stabilisiert nicht nur – sie dient auch Interessen, die selten die des Volkes sind. Hinter nahezu jeder großen Entscheidung stehen wirtschaftliche Machtzentren, deren Einfluss subtil, aber wirkungsvoll ist.Wenn Gesetze entstehen, die Konzernen nützen, wenn Pharmariesen Milliardenhilfen erhalten, während Krankenhäuser sparen müssen, wenn Rüstungsunternehmen Rekordgewinne melden, während über Frieden gesprochen wird –dann zeigt sich: Politik ist längst kein neutraler Schiedsrichter mehr, sondern ein Teilnehmer am Spiel.Sie dient nicht dem Gemeinwohl, sondern der Bewahrung eines Systems, das von wenigen gesteuert, aber von vielen getragen wird.²Echte Reformen bleiben deshalb selten, weil jede grundlegende Veränderung die Macht derer gefährden würde, die am meisten von Stabilität profitieren.³


3. Mehr Staat als Reflex – nicht als Lösung

Und jedes Mal, wenn Politik scheitert, ruft sie nach sich selbst. Mehr Bürokratie, mehr Regeln, mehr Eingriffe – mehr Staat. Doch dieser Reflex ist kein Fortschritt, sondern eine Selbstrettung.Mit jedem neuen Amt, jeder neuen Verordnung, jedem neuen Kontrollinstrument wächst nicht die Lösung, sondern die Verwaltung des Problems. Der Staat dehnt sich aus, um seine eigene Unfähigkeit zu kompensieren. Er schafft Strukturen, die er später selbst bekämpfen muss – und nennt das Politik.⁴Mehr Staat bedeutet mehr Apparate, mehr Abhängigkeit, mehr Stillstand. Je größer der Staat, desto kleiner die Eigenverantwortung – und desto größer die Illusion, jemand anders werde es schon richten.⁵


4. Angst als Motor der Macht

Politik funktioniert nicht durch Vertrauen – sie funktioniert durch Angst. Angst ist das stärkste Werkzeug zur Steuerung von Menschen. Wer Angst hat, sucht Schutz – und wer Schutz sucht, ruft nach Staat.Jede Krise – ob Pandemie, Wirtschaft, Energie oder Sicherheit – wird zur Bühne für neue Eingriffe, neue Gesetze, neue Kontrolle. Angst rechtfertigt, was in Ruhezeiten undenkbar wäre.So wächst der Staat mit jeder Furcht, die er selbst verstärkt. Politik braucht Angst, um Bedeutung zu haben.⁶ Ohne Angst gäbe es keinen Ruf nach Rettung – und ohne Rettung keine Macht.Doch Angst löst keine Probleme. Sie lähmt, sie macht abhängig, sie lässt Menschen glauben, sie seien zu klein, um selbst zu handeln.So entsteht die gefährlichste Form von Stabilität: die freiwillige Unterwerfung im Namen der Sicherheit. Mehr Staat entsteht nie aus Freiheit – sondern aus Angst.⁷


5. Die Entmachtung des Souveräns

Mit jedem Ruf nach mehr Staat gibt das Volk ein Stück seiner Macht ab. In der Theorie ist das Volk der Souverän – in der Praxis wird es zum Publikum eines Apparats.Was als Schutz gedacht war, wird zur Abgabe von Verantwortung. Der Bürger wird vom Gestaltenden zum Erwartenden. Je größer der Staat, desto kleiner der Mensch, der ihn trägt.Freiheit verwandelt sich in Verwaltung, Verantwortung in Abhängigkeit.⁸ Ein Volk, das glaubt, der Staat könne alles richten, hat längst verlernt, sich selbst zu regieren.⁹


6. Wer wirklich Probleme löst

Echte Lösungen entstehen außerhalb der Politik: in der Wissenschaft durch Erkenntnis, in der Wirtschaft durch Innovation, in der Gesellschaft durch Mut und Verantwortung.Erst wenn Menschen handeln, folgt die Politik – meist zu spät, aber immerhin hinterher. Das Warten auf politische Lösungen ist verlorene Zeit. Es ist der Glaube an ein System, das nicht heilt, sondern sich selbst und seine Auftraggeber schützt.¹⁰


7. Schluss

Mehr Staat ist kein Weg aus der Krise – er ist Teil der Krise.¹¹ Politik löst keine Probleme. Sie schützt das System, das sie braucht, um zu überleben, und nährt sich von der Angst derer, die an sie glauben.Je mehr Macht wir ihr geben, desto weniger bleibt von uns selbst. Der Staat kann vieles verwalten, aber er kann keine Freiheit erschaffen.¹² Freiheit entsteht, wenn Menschen aufhören zu warten – und wieder selbst zu handeln beginnen.¹³

Gerd Kopp - im November 2025


Fußnoten

  1. Alexis de Tocqueville, De la démocratie en Amérique (1835): „Die größte Gefahr für die Freiheit ist nicht die Tyrannei, sondern die allmähliche und stille Unterwanderung durch diejenigen, die behaupten, sie schützen zu wollen.“
  2. Karl Marx & Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei (1848): „Der moderne Staat ist nur ein Ausschuss, der die gemeinsamen Geschäfte der gesamten Bourgeoisie verwaltet.“
  3. Franklin D. Roosevelt (zugeschrieben): „In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, dass es auf diese Weise geplant war.“
  4. Milton Friedman, Tyranny of the Status Quo (1984): „Es gibt nichts Dauerhafteres als ein temporäres Regierungsprogramm.“
  5. P. J. O’Rourke, Eat the Rich (1998): „Die Bürokratie vermehrt die Zahl der Beamten, um die Arbeit zu bewältigen, die sie selbst geschaffen hat.“
  6. Niccolò Machiavelli, Il Principe (1532): „Wer die Angst beherrscht, beherrscht die Menschen.“
  7. Friedrich August von Hayek, The Road to Serfdom (1944): „Das Ziel des modernen Staates ist nicht Freiheit, sondern Sicherheit, und daraus erwächst die größte Gefahr für die Freiheit.“
  8. Ludwig von Mises, Bureaucracy (1944): „Wenn der Staat anfängt, für alles zu sorgen, hören die Menschen auf, für sich selbst zu sorgen.“
  9. Benjamin Franklin (1755): „Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety.“
  10. Peter Drucker, The Effective Executive (1966): „Die Welt wird nicht von Politikern verändert, sondern von Menschen, die handeln.“
  11. Friedrich August von Hayek, The Road to Serfdom (1944): „Je mehr der Staat plant, desto schwerer wird die Planung für den Einzelnen.“
  12. Frédéric Bastiat, L’État (1848): „Der Staat ist die große Fiktion, durch die jeder versucht, auf Kosten aller anderen zu leben.“
  13. Peter Drucker, The Effective Executive (1966): sinngemäß „Veränderung entsteht nur, wenn Menschen Verantwortung übernehmen, statt zu warten.“

Literaturverzeichnis

Bastiat, Frédéric. L’État. Paris: Guillaumin, 1848. Drucker, Peter F. The Effective Executive. New York: Harper & Row, 1966. Franklin, Benjamin. Pennsylvania Assembly Reply to the Governor, 1755. Friedman, Milton. Tyranny of the Status Quo. New York: Harcourt Brace Jovanovich, 1984. Hayek, Friedrich August von. The Road to Serfdom. London: Routledge, 1944. Machiavelli, Niccolò. Il Principe. Florence, 1532. Marx, Karl, und Friedrich Engels. Manifest der Kommunistischen Partei. London, 1848. Mises, Ludwig von. Bureaucracy. New Haven: Yale University Press, 1944. O’Rourke, P. J. Eat the Rich: A Treatise on Economics. New York: Atlantic Monthly Press, 1998. Roosevelt, Franklin D. Zuschreibung; Originalquelle ungeklärt. Tocqueville, Alexis de. De la démocratie en Amérique. Paris: Charles Gosselin, 1835.


Gerd Kopp - im November 2025